Kopf MRT zur Entdeckung von Hirnthrombosen

26.03.2021 Conradia Völklingen

Kopf MRT zur Entdeckung von Hirnthrombosen

Die mediale Aufregung ist beträchtlich. Nach EU-weit fünf Millionen Impfungen mit dem Astra-Zeneca-Vakzin wurden etwas mehr als 30 Thrombosen im zeitlichen Kontext gemeldet (in Deutschland elf nach 1,4 Millionen Impfungen). In acht Fällen sind bisher die noch selteneren Sinusvenenthrombosen (Verstopfungen der Hirnvenen) in Deutschland gemeldet worden.

Bei den Thrombosen der Hirnvenen handelt es sich um einen besonderen Entstehungsmechanismus. Es kommt zu Gefäßentzündungen, die mit einer unklaren Aktivierung des Immunsystems einhergehen. Da sie in der Mehrzahl Frauen betreffen, ist eine hormonelle Komponente nicht unwahrscheinlich. Wie bei manchen Autoimmunerkrankungen werden in der Folge vermehrt Blutplättchen (Thrombozyten) und Gerinnungsfaktoren verbraucht. Dies führt dann ggf. zu örtlichen Blutungen wie auch zu Thrombosen.

Klingt bedrohlich, ist es auch. Allerdings auch extrem selten. „Dieses Phänomen kann nicht nur nach der Impfung, sondern auch bei der Covid-19-Erkrankung selbst und manchmal auch ohne jede erkennbare Ursache auftreten. Glücklicherweise kommt das kaum vor.“, sagt Professor Dr. Lars Grenacher, Radiologe und ärztlicher Leiter der Conradia München. „Durch die Impfung wird anscheinend bei einigen Patienten ein Mechanismus aktiviert, der zur Bildung von Blutgerinnseln im Gehirn führt. Die gute Nachricht: der Mechanismus ist inzwischen klar identifiziert worden. Daher gibt es auch gezielte Behandlungsmethoden, die gegen eine solche Thrombose helfen.“ Er verweist auf die Forschungsergebnisse aus der Uniklinik Greifswald, die bei den Blutproben von sieben Thrombosepatienten feststellten, dass der Impfstoff die Blutplättchen, also die Thrombozyten, aktiviert hatte.

Patienten mit einem klinischen Verdacht auf eine zerebrale Sinus-/Venenthrombose (CVST) müssen daher unverzüglich einer bildgebenden Diagnostik zugeführt werden. So steht es in der Leitlinie für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. „Dabei sind die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) gleichwertig bei der Diagnostik der Sinusthrombosen anzusehen“, weiß Professor Grenacher und ergänzt: „Bei Venenthrombosen in der Hirnrinde, im sogenannten Kortex, ist die MRT der CT allerdings überlegen. Außerdem ist sie als strahlungsfreie Methode insbesondere bevorzugt bei jüngeren Patienten sowie bei Schwangeren im Einsatz.“ Patienten, die befürchten, an einer Sinus-/Venenthrombose zu leiden, sollten bereits bei der Terminvereinbarung auf die Dringlichkeit aufmerksam machen und erhalten natürlich unverzüglich einen Termin.

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